Das Salinenarchiv in Bad Ischl Im "Lehar Stöckl" findet man jede Menge Schätze aus vergangener Zeit
Der Geruch von gealtertem Papier, Leder und Bodenwachs liegt in der Luft und ich weiß:
Hier bin ich richtig! Wir befinden uns im „Lehar Stöckl“ in Bad Ischl, wo seit dem Jahr 2021 auf 125m² das Salinenarchiv untergebracht ist.
Der Grund meines Besuchs ist die Übergabe des „Gästebuchs“ der Salzwelten Altaussee, das hier einen sicheren Platz finden wird und für Forschungen zur Verfügung steht.
Doch hier gibt es mehr als alte Berfahrungsbücher und Belegschaftslisten: Der Bibliotheksbestand umfasst Druckwerke und Manuskripte vom 16. Jahrhundert bis heute. Über 2.100 Titeln und 5.000 Bänden warten darauf, entdeckt zu werden. Als ausgesprochener Bestand an Unikaten gilt neben den Manuskripten der Bestand von historischen Grubenkarten des Salzbergbaues Hall in Tirol und des Salzbergbaues Bad Ischl, darunter der älteste aus dem deutschen Sprachraum bekannte Grubenriß (Hall in Tirol 1531) sowie historische Pläne sämtlicher Salinenanlagen.
Im Bestand befinden sich weiters Glasplatten und Negative, Fotos und Fotoalben mit Bildmaterial aus den Salzbergbauen und Salinen. Natürlich gibt es auch interessante Aufnahmen aus den bekannten „Fremdenstrecken“, den heutigen Salzwelten, in Bad Ischl (Schließung: 2001), Hallstatt und Altaussee.
Ergänzt werden die Bestände noch durch etliche Schaustücke aus dem Salinenwesen wie Ölbilder, Aquarelle, Skulpturen, historische Möbel, Mineraliensammlungen, Grubenlampen und bergmännischen Geräten.
Ehrenamtliche Leistung
Die Hausherren sind Thomas Nussbaumer, ein altgedienter Mitarbeiter der Salinen Austria AG, DI Johann Kranabitl, Montanist und HTL-Lehrer, und der bekannte Journalist und Herausgeber des Traunspiegels, Alexander Savel. Die drei versehen hier ehrenamtlich ihren Dienst und ihr bringen ihr großes Wissen ein. Während unseres Gesprächs bemerke ich einen Herren, der alte Listen gewissenhaft abfotografiert. Er forscht zum Schützenwesen in Hallstatt. Thomas Nussbaumer hat mich angerufen und gemeint, er sei auf etwas interessantes gestoßen, das ich mir ansehen soll. Man kennt sich eben im Salzkammergut.
„Als Schüler sollte ich einen Bericht zur Saline schreiben.
Dazu brauchte ich einige Werke aus dem Archiv
und fragte bei der zuständigen Stelle an.
Ich durfte das Archiv nicht eigenständig erkunden,
„meine“ Bücher wurden herausgesucht und vom Archivar vorgezeigt.
Nicht einmal umblättern durfte ich“.
- Johann Kranabitl
Zur Geschichte der Salinen-Bibliothek
Im September 2008 wurde die ehemalige Salinendirekton in der Wirerstraße verkauft, in dem sich die Salinen-Hauptbibliothek in Bad Ischl befand. Der Bibliotheksbestand wurde in Kisten verpackt in das Museum der Stadt Bad Ischl überstellt, weitere Teile – wie Schränke und Kästen – wurden in den Verwaltungsgebäuden der Saline Ebensee und des Salzbergbaues Bad Ischl eingelagert.
Am 17. Dezember 2009 konnte zwischen der Salinen Austria AG und der Stadtgemeinde Bad Ischl ein Leihvertrag für die Überlassung der Salinen-Hauptbibliothek auf 99 Jahre vereinbart werden. Die Stadtgemeinde Bad Ischl verpflichtete sich in diesem Vertrag, die Bestände der Salinen Hauptbibliothek sachgerecht aufzubewahren und öffentlich zugänglich zu machen.
Nach verschiedenen Ideen wurde seitens der Stadtgemeinde Bad Ischl das sogenannten Lehár-Stöckl, gelegen hinter der Lehár Villa, saniert und für einen Bibliotheksbetrieb adaptiert.
Im Herbst 2020 erfolgte die Übersiedlung der Bibliotheksbestände und der sonstigen Sammlungsobjekte aus den drei Außendepots in das sanierte „Lehár- Stöckl“. Die Sichtung und das Einordnen des gesamten Bestandes konnte von Thomas Nussbaumer am 14.April 2021 abgeschlossen werden.
Am 14. September 2021 erfolgte die feierliche Eröffnung der nunmehr als „Salinenarchiv“ bezeichneten Sammlung durch Ines Schiller, Bürgermeisterin der Stadt Bad Ischl, und Kurt Thomanek, Vorstand der Salinen Austria.
Besucherinfo
Die Bibliothek wird als Bestandsbibliothek ohne Entlehnungsmöglichkeit geführt. Die Besucher können mit Hilfe des Laptops die gewünschten Archivarien auswählen, die dann von den Archivaren zur Benutzung im Besucherraum zur Verfügung gestellt werden.
Die genauen Öffnungszeiten sowie die Bestandsliste des Archivs werden auf der Homepage der Stadtgemeinde Bad Ischl bekannt gegeben.
Anfragen betreffend der Archivbestände oder Vorbestellungen können jederzeit per Mail gestellt werden an:
Thomas Nussbaumer
thomas.nussbaumer@drei.at
DI Johann Kranabitl
kranabitl@aon.at
Alexander Savel
savel@traunspiegel.at
